Das Kochbuch in Baden 1770 - 1950

Professionalisierung der Hausfrauen

Die Ettlinger Kochlehrerin Anna Werner

Anna Werner (1889-1985) wurde als Tochter eines Maurermeisters in Daxlanden geboren. Nach der Volksschulzeit arbeitete sie als Fabrikarbeiterin, 1907 besuchte sie eine Nähschule in Mühlburg. Anschließend arbeitete sie als Küchenhilfe in der Ettlinger „Krone“. 1912 heiratete sie einen Postschaffner und bekam zwei Söhne. Nach dem Tod ihres Mannes an der Front in Lothringen 1915 stand sie mit 23 Jahren als Kriegerwitwe allein.

In Ettlingen baute sie sich fortan eine Existenz als Näherin auf, der sie ab 1922 ein zweites Standbein als Aushilfsköchin bei Familienfesten hinzufügte. Die tatkräftige und geschäftstüchtige Frau mit Küchentalent und pädagogischem Geschick erwarb sich als Autodidaktin und erfahrene Praktikerin in kurzer Zeit einen hervorragenden Ruf als Kochlehrerin und Kochbuchautorin. Seit 1923 veranstaltete sie in ihrer eigenen Wohnung jeweils vierwöchige Kochkurse für junge Frauen und Mädchen. Die „Privatkochschule Anna Werner“ weitete ihre Tätigkeit bald auch auf externe Veranstaltungsorte aus, gastierte in katholischen Gemeindehäusern und anderwärts. Besonderen Zulauf hatten die separat angebotenen Platten- und Tortengarnierkurse.

Für ihre Kochschülerinnen gab Anna Werner, inzwischen mit dem Ehrentitel „Kochmutter“ ausgezeichnet, 1930 ihr erstes Kochbuch heraus. Sie ließ ein Backbuch und ein Heft über garnierte Platten folgen. 1934 erschien dann das Kochbuch Die neue Küche, das nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach wiederaufgelegt wurde. Weil sie ab 1950 keinen Verlag mehr fand, der ihr Kochbuch in Konkurrenz zum Karlsruher Standardwerk der Emma Wundt herausgeben wollte, gründete sie ihren eigenen Verlag. Bis 1972, als sie ihre Berufstätigkeit im Alter von 83 Jahren einstellte, erschienen insgesamt zehn Auflagen mit 89.000 Exemplaren als „zeitgemäßes Handbuch für die tägliche Praxis“.

Fachbuchverlag Carl Ehlers in Konstanz

Mit wenigen, dafür aber umso dickleibigeren Handbüchern nicht unter tausend Seiten aus dem Spezialgebiet der Hauswirtschaft trat zwischen 1930 und 1949 der Fachverlag von Carl Ehlers in Konstanz hervor. Namhafte Fachleute trugen in diesen von sachverständigen Redakteuren herausgegebenen Wälzern ihr Wissen zusammen: Köche und Konditoren, Ärzte und Chemiker, Hauswirtschaftslehrerinnen und Gärtnermeister.

Die „Lehrkurse“ zielten sowohl auf die Hausfrauen als auch auf die Berufsköche. Ein Schwerpunkt waren immer die Grundlagen der Ernährungslehre, auch die Diätkost spielte eine große Rolle. Die Bände werden verschiedenen Herausgebern zugeschrieben, stimmen inhaltlich aber sehr weitgehend überein. Ein Erscheinungsjahr wird niemals angegeben.

Von Anfang an setzte der Verlag auf eine üppige Illustrierung seiner „Hochschule der Hausfrau“. Küchengerät der 1930er Jahre und Zubereitungsvorgänge für Mahlzeiten sind in lebensechten Schwarz-Weiß-Fotografien abgebildet. Garnier- und Serviervorschläge werden in zahlreichen kolorierten Schwarz-Weiß-Fotografien und Farbabbildungen vorgestellt. Viele der Farbtafeln und eine Vielzahl der Rezepte wiederholen sich in allen Büchern des Verlags.

Lit.: Werner, Josef: Anna Werner. In: Blick in die Geschichte 65 (2004), S. 250f.; ders.: Kochmutter Anna Werner. Eine Familiengeschichte. Karlsruhe 2005; Reuter, Anke: Werner, Anna Maria: Kochlehrerin, Kochbuchautorin und Verlegerin. In: Baden-Württembergische Biographien. Bd. 5. 2013, S. 469-471; Methler, Eckehard und Walter: Von Henriette Davidis bis Erna Horn. Bibliographie und Sammlungskatalog hauswirtschaftlicher Literatur. Wetter (Ruhr), 2001. S. 778-780 u.ö. (Rudolf Zäch).

 

Exponate:

013 001

13.1

Werner, Anna:
Die neue Küche. Kochbuch zusammengestellt für 3 Personen.
Ettlingen: Verlag des „Badischen Landsmann“, 1934.

Im Vorwort ihres Kochbuchs bezieht sich Anna Werner bereits auf die „durch die Einführung des Eintopfsonntages benötigten Eintopfgerichte“. Der im Oktober 1933 eingeführte Eintopfsonntag war eine NS-Propaganda-Aktion zur „Stärkung der Volksgemeinschaft“. Von Oktober bis März sollte einmal im Monat in allen deutschen Haushalten sonntags nur Eintopf gegessen werden. Die Differenz zwischen den Kosten für das sonst übliche Sonntagsessen und dem für Eintopf nötigen Aufwand wurde mit 50 Pfennigen veranschlagt, die von den Blockwarten der NSDAP eingesammelt und an das Winterhilfswerk abgeführt wurden.

Badische Landesbibliothek: 72 A 2646

Nicht digitalisiert

013 002

13.2

Werner, Anna:
Die neue Küche. Ein Kochbuch für unsere Zeit.
Ettlingen, Baden: Sauer, 1948.

Auf Vorschlag des Ettlinger Verlegers Heinrich Sauer erschien 1948 mit Genehmigung der amerikanischen Besatzungsarmee eine erweiterte Neuausgabe von „Die neue Küche“ in einer Auflage von 5000 Exemplaren. Hier wurden sämtliche Back-, Koch- und Garnierrezepte zusammengeführt.

Zielgruppe war der „Durchschnittshaushalt“, der den Zeitumständen entsprechend sparsam mit Lebensmitteln umgehen musste. Unter den 1101 Rezepten findet sich eine Vielzahl ausgewiesener „Sparrezepte“: „So besitzt dieses Buch in gleicher Weise für die noch immer nicht überwundene Zeit der Not Gültigkeit wie auch für normale Zeiten, die, wie wir hoffen möchten, bald wiederkommen werden.“

Der Band ist mit 16 Foto-Tafeln ausgestattet, die inzwischen als zwingendes Verkaufserfordernis galten und in diesem Fall vor allem die Garnierkünste der „Kochmutter“ zeigen – darunter auch eine Tafel zu Werners berühmtem Igel aus Löffelbiskuits, Mokkacreme und gerösteten Mandeln.

Badische Landesbibliothek: 49 A 943

Nicht digitalisiert

013 003

13.3

Werner, Anna:
Kochen und Backen. Das haushälterische Kochbuch für jedermann.
Ettlingen, Baden: Werner, [1953].

Zweite Auflage des im Eigenverlag publizierten Kochbuchs, jetzt auch mit Farbtafeln.

Badische Landesbibliothek; 53 A 1487

Nicht digitalisiert

013 004

13.4

Werner, Anna:
Kochen, Backen, Garnieren. Das haushälterische Kochbuch für jedermann.
26.-35. Tsd. - Ettlingen, Baden: Werner, [ca. 1960].

Badische Landesbibliothek: 116 E 1016
Geschenk Pia Groß, Karlsruhe

Nicht digitalisiert

013 005

13.5

Werner, Anna:
Das Werner-Kochbuch. Mit Diätküche. Kochen, Backen, Garnieren.
10. Auflage (83.-89. Tsd.).
Ettlingen, Baden: Werner, 1973.

War die sparsame Verwendung von Lebensmitteln 1948 noch ein aus der Mangelernährung der Nachkriegszeit entstehendes Erfordernis, so rollte seit Ende der 1960er Jahre schon die erste Diätwelle gegen den Wohlstandsbauch. Auch Anna Werner griff das auf. Die letzte Ausgabe ihres Werner-Kochbuchs enthielt einen umfangreichen Diät-Teil mit 220 Rezepten.

Badische Landesbibliothek: 81 A 17629

Nicht digitalisiert

013 006

13.6

Bingger, Paul, u.a.:
Lehrkurs der praktischen Kochkunst u. Ernährungskunde. Ein Führer in allen Angelegenheiten der einfachen und feinen Hotel- und Restaurationsküche, der vegetarischen Küche, der Rohkost- und Diätküche. Mit rund 5500 Kochvorschriften, Erläuterungen der Kochtechnik, praktischen Anweisungen und Rezepten ...
Konstanz am Bodensee, Kreuzlingen (Thurgau): Ehlers, [1931].

Verantwortlich für diesen Band waren die Küchenchefs Paul Bingger und Georg Greindl sowie die Patissiers G. Grimm und K. Kohler.

Badische Landesbibliothek: 42 B 188

Nicht digitalisiert

013 007

13.7

Zeller, A. P. [d.i. Emma Hanna Appenzeller]:
Praktischer Lehrkurs der rationellen Hauswirtschaft, Kochkunst und Ernährungskunde. Das Reich der Hausfrau. Mit vielen praktischen Anleitungen und Rezepten.
2 Bde.
Konstanz am Bodensee, Kreuzlingen (Thurgau): Ehlers, 1935.

Der erste Band über die Kochkunst ist identisch mit dem Lehrkurs von 1931. Der zweite Band enthält dessen Küchentipps, ergänzt um „Praktische Winke und Ratschläge für Haus, Hof und Garten“ – nämlich zur Instandhaltung von Wohnung und Inventar, zum richtigen Wohnen und Einkaufen, zum Waschen, Nähen, Handarbeiten, zur Körperpflege, Blumenpflege, Garten- und Haustierpflege, Ungezieferbekämpfung sowie einen ausführlichen Gesundheitsratgeber.

Badische Landesbibliothek: 115 F 291

Nicht digitalisiert

013 008

13.8

Zäch, Rudolf:
Die neuzeitliche Küche. Ein praktischer Lehrkurs der Kochkunst und Ernährungskunde.
Konstanz Ehlers, [1935].

Rudolf Zäch (1851-1909), Küchenmeister und Inhaber eines Feinkostgeschäftes in Stuttgart, bearbeitete im Auftrag des Reutlinger Verlages Ensslin & Laiblin nach Ablauf der Urheberrechte das Davidis-Kochbuch neu, 64.000 Exemplare erschienen von seiner Ausgabe zwischen 1911 und 1927. Seine Tochter Alice Mang arbeitete an den Lehrkursen des Ehlers-Verlags mit und gab dort mehrere Auflagen seines zuerst 1897 in Stuttgart erschienenen eigenen Kochbuchs heraus.

Badische Landesbibliothek: 115 E 1374

Nicht digitalisiert

013 009

13.9

Schantz, Karl, und A. P. Zeller [d.i. Emma Hanna Appenzeller]:
Spar- und Gesundheitsküche. Ein Führer in allen Angelegenheiten der rationellen Kochkunst, Ernährungskunde und Hauswirtschaft.
Konstanz: Ehlers, [1935].

Badische Landesbibliothek: 115 F 287

Nicht digitalisiert

013 010

13.10

Schantz, Karl, und Georg Greindl:
Neuzeitliche Kochkunst für Gesunde und Kranke. Ein praktischer Lehrgang in allen Angelegenheiten der gesundheitsmäßigen Kochkunst, der Diät- und Krankenküche.
Konstanz: Ehlers, [1936].

Badische Landesbibliothek: 115 F 287

Nicht digitalisiert

© Badische Landesbibliothek 2016. Autorin: Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen

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