Friederike Luise Löffler
Ein Bestseller wurde das Neue Kochbuch der Kraichgauer Apothekerstochter Friederike Luise Löffler (1744-1805). In Kürnbach bei Bretten geboren, heiratete sie 1779 nach Stuttgart, wo sie als Köchin für die Abgeordneten des württembergischen Landtags tätig wurde. 1791 publizierte sie, von ihren Kochschülerinnen dazu ermuntert, ihre geprüfte Anweisung zur schmakhaften Zubereitung der Speisen, des Bakwerks, der Confecturen, des Gefrornen und Eingemachten. Da Kürnbach bis 1803 württembergisch-hessisches Kondominium war, ist sie allerdings niemals Einwohnerin der Markgrafschaft Baden gewesen.
Als Vorzug ihres Kochbuchs erklärte sie insbesondere, dass es ausschließlich auf ihre eigene lange Erfahrung gründe. Wie alle Kochbuchautoren distanzierte sie sich von ihren Vorgängern und Konkurrenten auf dem Buchmarkt. Und natürlich legte sie größten Wert darauf, ihr Kochbuch als „neu“ zu deklarieren. Neu, aktuell, modern zu sein: das beanspruchten im 18. Jahrhundert alle Kochbuchautoren für ihre Werke.
Das Löfflersche Kochbuch ist eines der allerersten für die bürgerliche Küche. Auch Resteverwertung gehört zu den Rezeptvorschlägen. Für die feinere Küche waren auch damals schon Delikatessen verfügbar, von denen man dächte, dass sie erst später nach Deutschland gelangten, z.B. Artischocken, Broccoli oder Champignons, die schon um 1800 in künstlichen Beeten gezüchtet wurden.
In der Gruppierung der Rezepte, obwohl nach der Speisenfolge bei Tisch geordnet, findet sich ein heutiger Leser allerdings nicht zurecht: Im Kapitel „Gemüsser“ gibt es auch verschiedene Rezepte für Nudelhauptspeisen, darunter auch Bufantennudeln und Dukatennudeln – die Einengung des Begriffs auf essbare Pflanzen ist neueren Datums. Im Kapitel „Fische“ gibt es ein Rezept, „Fischotter zuzurichten“. Und die Fleischrezepte mit Ausnahme von Braten sind verteilt auf die Kapitel „Pasteten“, „Ragouts“ und „Zulagen auf Gemüsser“ – wohin auch die Rezepte für Eierkuchen sortiert sind.
Das Kochbuch der Löfflerin fand schnell im gesamten deutschen Sprachraum Verbreitung: Anonyme Nachdrucke sind zahlreich. Gegen den geschäftsschädigenden Nachdruck schützte sich der Verleger Johann Friedrich Steinkopf mit Druckprivilegien – im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ist sein Antrag auf ein zehnjähriges Druckprivileg mit weiteren Unterlagen aus den Jahren 1796-1799 erhalten (A 213 Bü 7415), hier findet sich auch Schriftverkehr zu einem achtjährigen Privileg des gesamten „Ökonomischen Handbuchs für Frauenzimmer“ aus den Jahren 1834-1840 (E 146 Bü 5427). Mit Pseudonymen wie Charlotte Löffler oder A. Löfflerin versuchten die Reutlinger Verlage Enßlin & Laiblin und Bardtenschlager den bekannten Namen trotzdem auszunutzen und ihren eigenen Erzeugnissen auf dem Buchmarkt zum Erfolg zu verhelfen. Dem J. F. Steinkopf-Verlag in Stuttgart sicherte Friederike Löffler mit 38 immer wieder veränderten Auflagen ihres Kochbuchs Einnahmen bis zum Jahr 1930.
Lit.: Maurer, Rolf: Friederike Luise Löffler. Köchin als Bestsellerautorin. In: Lauter Frauen. Stuttgart 2000, S. 108-112; Von der "Löfflerin". In: Heimatkreis Oberderdingen. Rundbrief 21 (2001), S. 66-69; Methler, Eckehard und Walter: Von Henriette Davidis bis Erna Horn. Bibliographie und Sammlungskatalog hauswirtschaftlicher Literatur. Wetter (Ruhr) 2001, S. 459-466; Maurer, Rolf: Die vergessene Bestseller-Autorin. Friederike Luise Löffler, "in allen Theilen der Kochkunst gleich erfahren". In: Schönes Schwaben 16/17 (2002), H. 6, S. 32-36; Lesniczak, Peter: Alte Landschaftsküchen im Sog der Modernisierung. Studien zu einer Ernährungsgeographie Deutschlands zwischen 1860 und 1930. Stuttgart 2003, S. 152; Seitz, Annette: Friederike Luise Löffler (1744-1805), Kochbuchautorin. In: Schwäbinnen und Badenerinnen. Mühlacker 2004, S. 19f.; Drechsler, Heike: Friederika Louisa Herbord, genannt die Löfflerin. In: Drechsler, Heike: Kürnbach. Heidelberg, Ubstadt-Weiher [u.a.] 2005, S. 342f.; Schmid, Reinhard [Hrsg.]: Kürnbacher Koch-Kunst. Kürnbach 2005 [Reprint]; Schörle, Eckart: Friederike Luise Löffler * 9.8.1744 in Kürnbach, † 20.12.1805 in Stuttgart, Kochbuchautorin. In: Schörle, Eckart: 100 berühmte Schwaben. Erfurt 2008, S. 36.
Exponate:
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2.1 Löffler, Friederike Luise: Badische Landesbibliothek: 94 A 75040,1 RH Link zum Volltext |
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2.2 Löffler, Friederike Luise: Aufgeschlagen: S. 506/507: Rezept für „Hobelspäne“ im Abschnitt „Zuckerbakwerk und Confekturen“ Badische Landesbibliothek: 109 A 71044 Link zum Digitalisat der SUB Göttingen (VD 18 digital) |
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2.3 Löffler, Friederike Luise: Aufgeschlagen: S. 258: Fischotter zuzurichten. - Der Fischotter wurde als Nahrungsmittel lange zu den Fischen gezählt. Das ermöglichte seinen Verzehr als Fastenspeise. Das Fleisch galt jedoch allenfalls als genießbar wegen seines strengen Geschmacks und die Löfflerin empfahl deshalb langes Wässern vor der Zubereitung. Badische Landesbibliothek: 95 B 77432,1 Link zum Volltext |
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2.4 Löffler, Friederike Luise: Während der Vorarbeiten zur 5. Auflage ihres Kochbuchs war Friederike Luise Löffler in Stuttgart gestorben. Von Verlegerseite aus wurden aber in jede folgende Auflage Zusätze und Verbesserungen als Anhang eingefügt. Aufgeschlagen: S. 72/73: ein Rezept für „Laub-Frösche“, das in vielen Kochbüchern aus Baden überliefert ist: Badische Landesbibliothek: 62 A 1431,1,1 Link zum Volltext |
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2.5 Löffler, Friederike Luise: Wegen des großen Erfolges veröffentlichte Friederike Luise Löffler 1804 einen völlig eigenständigen, entsprechend umfangreichen und nach derselben Systematik geordneten Ergänzungsband zu ihrem Kochbuch. Im Vorwort erklärt sie, der neue Band enthalte „theils manche gewöhnliche Zubereitungen von Speisen, die im täglichen Leben vorkommen, aber im ersten Theil vermißt worden sind, theils auch solche, die zwar selten gebraucht werden, deren Anzeige bey vorkommenden Fällen aber eben deswegen desto angenehmer ist. Kommen hie und da auch einige Vorschriften von Speisen vor, die mit denen im ersten Theil bereits gegebenen ähnlich zu seyn scheinen, so wird man doch bey der Vergleichung bald wesentliche Abweichungen entdecken.“ Schon nach vier Jahren war auch dieser Band völlig vergriffen und bedurfte einer Neuauflage. Badische Landesbibliothek: 95 B 77433,1 Link zum Volltext |
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2.6 Löffler, Friederike Luise: Aufgeschlagen: S. 268/269: Anfang des Abschnitts „Ragouts“ mit Rezepten für Falsche Austern, Bratwürste in brauner Sauce, Harte Eier in süßem Rahm und Harte Eier in saurem Rahm. Badische Landesbibliothek: 62 A 1431,1,2 Link zum Volltext |
© Badische Landesbibliothek 2016. Autorin: Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen
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